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Der Honigtau als Nahrung der Insekten
Gerhard Zoebelein
Aus dem Institut für angewandte Zoologie, München

Journal of Applied Emtomology, Jan/Dez. 1956
Zusammenfassung
Zahlreiche Insektenarten aus vielen Familien nutzen den Honigtau als Nahrungsquelle. Einige tun das obligatorisch, andere fakultativ. Ersteres gilt besonders für die Waldameisen, letzteres für die Imagines der Insektenparasiten: die entomophagen Schlupfwespen und Tachinen, sowie für die räuberischen Formen der Coccinelliden, Anthribiden und Syrphiden. — Im Tagesablauf ist der Honigtaubesuch der Insekten bei Physokermes piceae am Morgen und Abend am stärksten. — Die Honigtauernährung verlängert, teilweise um ein Vielfaches, die Lebensdauer mancher Insektenarten. — Bei Versuchen mit Microplectron fuscipennis Zett. und Nemeritis canescens Grav. ergab Aufnahme von Honigtau eine Zunahme der Zahl abgelegter Eier. — Honigtau verschiedener Erzeuger zeigt unterschiedlichen Nährwert. Saccharose, Glucose und Fructose erwiesen sich als die für Insekten wertvollsten Nahrungsbestandteile des Honigtaus. Melezitose zeigt schädigenden Einfluß.
Waldameisen der Formica rufa‐Gruppe (besonders F. major und minor) ernähren sich überwiegend von Honigtau. Insekten scheinen für sie nur Zukost zu sein. Die im Jahr von einem Nest eingetragene Honigtaumenge betrug bei Formica rufa rufo‐pratensis minor schätzungsweise 290 bis 320 kg Honigtau mit ca. 60–65 kg Zuckertrockensubstanz, bei F. rufa rufo‐pratensis major etwa 450–500 kg Honigtau mit ca. 90–100 kg Zuckertrockensubstanz. — Der Honigtaueintrag von Einzelstämmen betrug annähernd: Bei Kiefer im Jahr 70 kg, bei Fichte im Jahr 30 kg, bei Buche im Jahr 25–30 kg. Der Eintrag von Honigtau der Fichtenquirlschildlaus von einem Stamm betrug für Mai/Juni etwa 11 kg. — Von den zur Beobachtung gelangten Pflanzensaugern waren für die Ameisen folgende von Bedeutung: An Fichte: Cinaropsis piceae Panz. (z. T. auch Physokermes piceae Schrk., Cinaropsis cistata/viridescens im Frühjahr und Cinaropsis pruinosa Htg., im Sommer an Wurzeln); an Kiefer: Cinaria nuda Mordw. (z. T. Cinara pini L.); an Buche: Schizodryobius pallipes Htg., an Eiche: Lachnus roboris L.; an Weißdorn: Medoralis pomi Deg. (im Frühjahr auch Psylla crataegi Schrk.); im Hochgebirge: an Lärche: Cinara laricis Walk; an Arve: Cinara cembrae Chol., an Latsche: Cinara Neubergi Arnh.
Der Lausstammbesuch der Ameisen ist abhängig von Witterung und Wechsel des Honigtauangebotes in den Baumkronen. — Das Honigtauangebot beeinflußt das Straßennetz der Ameisenkolonien und seine Belaufsstärke. — Die Waldameisen verhindern den Honigtaubesuch artfremder Insekten auf den von ihnen besuchten Stämmen. Dabei kommt es zur Erbeutung zahlreicher Nützlinge. Von Ameisen besuchte Lausbäume werden von Bienen nicht oder nur ganz schwach beflogen. — Auf Schäden durch Honigtauerzeuger wird hingewiesen und festgestellt, daß die dem Walde durch die Saugtätigkeit der Homopteren entzogene Substanz am wirtschaftlichsten durch die Waldbienenweide nutzbar gemacht wird.
Im Haushalt der Biocönose des Waldes spielt der Honigtau als Nahrungsmittel zahlreicher Insekten eine übergeordnete Rolle. Der holzarten‐und unterwuchsreiche Mischwald gewährt ein optimales Honigtauangebot.

Für den süddeutschen Raum gibt es eine Webseite, die Prognosen und Informationen zur aktuellen Honigtauproduktion bereitstellt.

Zwar ist Hessen hier mal wieder nicht berücksichtigt, aber eine Tendenz ist doch zumindest abzuleiten.

Was ist eigentlich Honigtau bzw. die Waldtracht?

Honigtau und Waldhonig

Honigbienen sammeln gelegentlich Honigtau statt Nektar. Dieser stellt dann die Grundlage für verschiedene Honigsorten dar, die als Blatt-, Tannen- oder Waldhonige bezeichnet werden. Die Farbe und das Aroma dieser Honige variieren je nach Herkunft sehr stark, vor allem bei den von Tannen und Fichten stammenden Waldhonigen. Auch einige Hummelarten sammeln Honigtau.

Im Waldhonig ist immer ein gewisser Gehalt an der Zuckerart Melezitose vorhanden. Dies hängt vom Stoffwechsel des Wirtsbaumes (Phloemsaft) und der Fermentierung durch die verschiedenen Rindenlausarten ab. So steht z. B. die Gefleckte Lärchenrindenlaus (Cinara laricis) im Verdacht, besonders viel Melezitose zu erzeugen. Wenn der Anteil dieses Dreifachzuckers 10 bis 12 % überschreitet, kandiert der Honig schon im Honigraum des Bienenvolks (vom Boden der Wabenzelle aus). So kann er nicht mehr oder nur noch teilweise und mit deutlich erhöhtem Aufwand geerntet werden. Solcher Honig wird dann auch als Melezitosehonig oder Zementhonig bezeichnet.

Entdeckeln einer Bienenwabe mit dunklem Honig aus Honigtau